Junges Frühjahr wird gerahmt,
dunkles Holz erschreckt die Birke
vor meinem Haus
und ich frage mich,
wie hat sich die Distanz zu allem angebahnt.
Im Radio hält mich ein Tanz,
wirrer Klang besiedelt mich,
Dicht an dich reiht er sich,
türmt sich auf zu
einer schalen Schicht.
Im blauen Licht suche ich die Welt,
halte Leuchtfeuer in Zoomfenster,
blicke Freundschaft nach,
sehe
wie sie zerfällt,
in digitale Kalender.
Spüre mich nicht.
Habe ich heute schon etwas bestellt?
und erscheine mir immer fremder.
In mir ranken blanke Gedanken,
ziehen ihre Kreise,
Rat in Ängsten suchen
ist nie weise,
bringen mich ins Wanken.
// Deas Text ist Teil des Schreibprojekts II FRISCHE FRAGEBÖGEN und antwortet auf Max Frischs Frage aus
Fragebogen Nr. VII / Frage 19.: "Wie reden Sie über verlorene Freunde?" //
// Dea Sinik (Autorin) //
Dea studierte an der Ruhr Universität Bochum Germanistik und Italianistik. Ihr Engagement für das literarische Schreiben begann schon in der jungen Adoleszenz und ist seitdem dominiert von der Arbeit an lyrischen Texten oder sogenannter „narrative Poems“. Die Migration ihrer Eltern aus Serbien prägte ihre Beschäftigung mit Identität, die heute noch ein präsentes Thema in ihrer textlichen Auseinandersetzung ist. Dabei interessiert sie prävalent die weibliche Perspektive. Dea ist darüber hinaus seit 2011 Organisatorin und Moderatorin eines eigenen Poetry Slams (Poesieduell).
// Elisabeth Berta (Illustratorin) //
Elisabeth ist studierte Kunsttherapeutin, Mitbegründerin des KreativWerk Höfingen, arbeitete dort lange unter anderem als künstlerische Assistenz und Kuratorin, machte eine Weiterbildung zur Atelierleiterin und stellt selbst Kunst aus. Die Bilder, welche Dea Siniks Text auf unserer Webseite begleiten sind Teil ihrer sozialen Piktogramme und gehören zu ihrer 2022 vorgestellten Ausstellung Dialoge – Ästhetische Erforschung des Zwischenmenschlichen. Mehr Bilder und den Kontakt zu Elisabeth findet ihr auf Instagram.