Klammern

von Sarafina-Abena Yamoah

Spann mich wie ein Bettlaken über deine Augen, schau mich an, aber zerreiß mich dabei bitte nicht, wie du das sonst immer tust, wenn du mir links und rechts deine Klammern angesteckt hast, wie Broschen, die du auf Hochglanz poliert sonst in dein Haar gesteckt

Diese bunten großen Plastikklammern, die ich mir früher immer an meine zehn Finger steckte, weil es sich richtiger anfühlte, die Welt mit einer künstlichen Verlängerung anzufassen, als ihr wirklich zu nahe zu kommen

Sie tut weh,
und das immer nur denjenigen, die sie unterschätzen, die in ihr weniger sehen, als sie wirklich ist, unfair nenne ich das, aber es war nie wichtig, was ich zu anderen sagte, es war immer wichtiger, wie sie ihr Wort an mich richteten, stets fixiert auf den Mangel, nie auf den Überdruss

Sie taten mir weh,
und das immer nur diejenigen, die mich unterschätzten, die in mir weniger sahen, als ich wirklich war – das war unfair

Aber du hattest deinen validen Punkt, hingst mich an deine Wäscheleine, so fest, als hättest du mich dort mit Sekundenkleber fixiert, dass ich mich nicht mehr im Wind bewegen konnte, dass es sogar sicherer war, sich nie mehr zu bewegen, und vielleicht steht deshalb mein Herz stumm, weil die Klammern sich nach all den Jahren ins Fleisch geboren haben, sich auf dem Weg dorthin an all das hefteten, was schmerzte und litt, und es war, als würde man mehrere Heftnotizen in mir aneinanderklammern, zusammenhalten, um den Überblick zu bewahren, Chaos zu verhindern,

Heftnotizen auf denen stand, wie man das macht, wie man das eigentlich macht, für andere eine tabula rasa zu sein, immer akzeptabel, gerade genug Eigensinn, um nicht unangenehm aufzufallen, denn darum ging es dir doch immer: Dass ich spanne, aber nicht zu viel, so wie du immer die Bettlaken an die Seiten unserer Betten stopftest, damit es sich gut lag

Damit ich nachts gut liege, wenn ich angespannt bin und meine Arme an die Bettseiten klammere, damit ich nicht falle, in alte Muster, in die Vorstellung, dass du es doch nur gut meintest und es deswegen richtig gewesen sein muss

Damit ich nachts so angespannt liege, weil du vergessen hast die Klammern abzunehmen.