Von Würsten und Flüchen

von Ana Wetherall-Grujić



Hör gut zu, ich erzähle dir jetzt zwei Dinge, die sie dir in Deutschland bei den Schwabos nicht beibringen: die Sache mit den Würsten und die mit den Flüchen. 

Zuerst mal: Richte dein Gesicht. Ich sehe, was du denkst: Oh, Opa ist verrückt geworden. Oder schlimmer: Der Alte faselt jetzt irgendwelchen Tratsch nach. Mit beidem liegst du falsch. Was stimmt: Ich kenne mich mit Würsten aus. Und ich weiß, dass Flüche wirken, weil ich es mit eigenen Augen gesehen habe.  

Die Sache mit den Würsten fing aber schon lange vorher, in meiner Kindheit an. Mein Vater hat geschlachtet, sein Vater hat geschlachtet und naja, sein Vater wahrscheinlich auch. Jedenfalls haben wir alle geschlachtet und zwar immer auf die richtige Art. 

Du fragst, was die richtige Art ist? Es ist vor allem nicht die faule. Damals hieß das, Geschlachtetes aufzuhängen, kräftig anzufeuern und das Fleisch eine Woche über dem Feuer zu lassen. Das Ergebnis war trockenes Geräuchertes, das vor allem nach Ruß schmeckte. Frag deine Großmutter. Ihre Familie hat es genauso immer gemacht.

Das Schlachten und der Fluch hängen für mich miteinander zusammen. Deine Großmutter würde zwar sagen, dass das Unheil seinen Lauf nahm, als Zlatko Mara geheiratet hat. Aber das geht aus meiner Sicht zu weit. Hätten wir bessere Nachbarn haben können als Zlatko und Mara? Vielleicht. Nach außen hin waren die beiden in Ordnung. Sie sah so zart aus, mit ihrer mageren Statur, dem schmalen Gesicht und den großen Augen. Zlatko, der selbst neben den stämmigsten Männern wie ein Riese aussah, wirkte neben ihr wie ein Stier. Wer auch nur zwei Sätze mit den beiden wechselte, erkannte schnell: eine ausgehungerte Ratte neben einem sanften Ochsen. 

Mara zog zum Beispiel ihren Feldarbeitern Geld für das Essen ab, das sie ihnen kochte. Dabei servierte sie ihnen Griesbrei, den sie mit Wasser aufkochte. Sowas haben bei uns nicht mal die Schweine bekommen!

Das war alles Jahrzehnte, bevor ihr Sohn Zoran Suza mit nach Hause brachte. So war das damals nämlich bei uns auf dem Land. Schwiegertöchter zogen zu ihren angeheirateten Familien. Auch wenn sie eigentlich aus einer ganz anderen Gegend kamen. Auf Suza traf das gleich mehrfach zu: Sie wohnte im Ort, nicht auf dem staubigen Land wie wir. Zoran hatte sie kennengelernt, als er wie jeden Tag im Spätsommer mit seinen Brüdern und seinem Vater Getreide ausgeliefert hatte. Sie war die einzige Tochter des Bäckers im Ort und behütet aufgewachsen, das merkte man ihr an. Aber nicht, dass du glaubst, sie war verzogen oder eingebildet. Pausbäckig und freundlich, wie sie war, hatte sie eher was von einem Lebkuchen, der lebendig geworden war.

Doch ihre Süße half ihr nicht mit Mara. Ich glaube ja, dass ihre Schwiegermutter mit einem richtigen Miststück besser hätte umgehen können. Mit Suza schien es fast so, als würde ihre Sanftheit und Nachgiebigkeit Mara noch mehr reizen, bösartig zu sein. Die beiden Frauen waren tagsüber allein auf dem Hof, die Männer unterwegs. Entweder sie arbeiteten auf den Feldern oder lieferten Getreide aus. Mara trieb das Mädchen zur Arbeit an, wie andere nicht mal ihre faulsten Tiere schinden würden. Ein Bauernhof hieß Anstrengung, aber Mara nutzte die Arbeit als Knüppel - und schlug Suza täglich damit. Immer wieder hallte ihr Schimpfen über das faule Stück, das ihr Sohn da angeschleppt hatte, über den Hof. Und all das, während das Mädchen immer nur zu hasten schien, egal ob die Sonne vom Himmel brannte oder der Wind sie davonzuwehen drohte. Nie waren ihre Hände leer, immer war ihr offenes Gesicht rot vor Anstrengung.

Ich dachte ja, dass sich das ändert, wenn erst mal Kinder da sind. Enkel erweichen schließlich so manches Großelternherz. Und tatsächlich  wurde Suza schwanger, kurz bevor die große Sommerhitze kam. Aber es war, als hätte die Schwangerschaft Maras Hass nur noch mehr geschürt. Suza bekam keine Pause, keine Schonung. Sie schrubbte und kehrte und schleppte weiter. Immer wenn wir  sie sahen, lief sie mit einem Kübel in der einen Hand und der anderen schützend über ihren Bauch gelegt herum. 

“Gott wird sie strafen für das, was sie diesem Mädchen antut”, sagte deine Großmutter nicht nur einmal über Mara. “Das ist eine Todsünde.” Aber sie redete nur so dramatisch. Alle im Dorf taten das. Und später behaupteten sie dann alle, sie hätten es kommen sehen. Aber warum unternahmen sie dann nichts? 

Ich nehme mich nicht aus, ganz im Gegenteil. Ich hätte etwas tun müssen. Nicht weil wir Nachbarn waren. Sondern weil ich alles mitangesehen hatte.   

Wie gesagt: Das Schlachten und der Fluch hingen damals miteinander zusammen. Unser Schlachttag war gerade vorbei. Das Fleisch gewürzt, die Würste gefüllt. Die Helfer waren zu Hause, deine Großmutter stand in der Küche und reinigte Geschirr und Messer. Ich dagegen stand in der Räucherhütte, einem schmalen Ziegelverbau, auf einer Leiter und beneidete sie. Denn die Novemberkälte kroch mir bis in die Knochen. Kiloweise Wurst über mir, noch einige Fleischstücke unter mir. Meine Hände waren schon ganz taub vor Kälte. Der Wind zog durch die Öffnungen im Dach in die Hütte, durch die später der Rauch verschwinden sollte. Meine Füße pulsierten zwischen riesigem und irrsinnigem Schmerz. Dabei hatte das Räuchern noch gar nicht angefangen. Ich weiß noch, wie ich mir damals schwor, nie wieder Wurst zu machen.

Ich war so in Gedanken, dass ich Suza erst bemerkte, als sie aufschrie. Es muss ein lauter Schrei gewesen sein, denn der Wind heulte über die Höfe und ich hörte sie trotzdem. Durch eine der Räucheröffnungen sah ich, dass Suza gestürzt war. Sie lag seitlich, eine Hand auf ihrem Bauch, und bewegte sich nicht. Bevor ich etwas sagen oder tun konnte, stand sie langsam auf. Schluchzen wehte zu mir. Ob es der Wind oder sie war, weiß ich nicht. Sie verschwand aus meinem Blickfeld.

Ich will ehrlich mit dir sein: Ich war erschrocken, als ich sie sah. Ich dachte noch an sie, als ich die letzten Fleischstücke aufhing. Dann verdrängten meine Schmerzen Suza aus meinem Kopf. Als ich ins Haus trat, war ich so froh über die Wärme, dass die kalten Gedanken von draußen keinen Platz in meinem Kopf hatten. Ich dachte erst wieder an Suza, als ich hörte, dass sie im Krankenhaus war. 

Deine Großmutter hatte es in der Kirche aufgeschnappt. Suza soll nachts so stark geblutet haben, dass Zoran davon wach geworden ist. Ich hörte wiederum zwei Händler am Markt tuscheln, Suza hätte keinerlei Symptome gehabt, sondern sei zu einer Kontrolluntersuchung ins Krankenhaus gefahren. 

Ich will dir aber keine Gerüchte andrehen. Was ich dir mit Sicherheit sagen kann: Sie hat das Kind verloren. Und das meine ich nicht in irgendeinem philosophischen Sinne: Suza war im neunten Monat schwanger. Das, was da in ihr gestorben war, war kein Fötus. Es war ein fast fertiger Mensch. Ein Mädchen soll es gewesen sein. Aber das kann ich dir nicht mit Sicherheit sagen. 

Mara und Zlatko sprachen nie wieder von dem Kind. Niemand von der Familie sprach darüber. Denn so war das damals: Was die Alten taten, galt den Jungen als Gesetz. 

Stell dir das mal vor: Suza, die arme, gequälte Suza, musste dieses Kind, über das sie bei jeder Scheißarbeit ihre schützende Hand gehalten hatte, auf die Welt bringen. Wissend, dass es tot war. Wissend, dass der Schmerz und das Blut nicht mit einem schreienden Bündel belohnt werden würden. Damals fragte ich mich, und ich tue es noch heute, ob Suza gehofft hatte, dass das alles ein Fehler war. Ob sie schwitzend und blutend im Kreißsaal gelegen, weit weg von allen, die sie liebte, und gebetet hatte. Dass sich die Ärzte getäuscht hatten. Dass sie doch ein gesundes Kind auf die Welt bringen würde. Ob sie sich an dieser Hoffnung festhielt, während sie presste und schrie. 

Aber es war tot. Das stand fest. 

Was auch feststand: Suza und Zoran wollten es beerdigen, dieses fast fertige Kind. 

Das weiß ich, weil ich hörte, wie Zoran seine Eltern anflehte, es im Familiengrab bestatten zu lassen. Es war später Nachmittag. Sie sprachen in der großen Scheune, die direkt an unser Grundstück grenzte. Ich stand den zweiten Tag in der Räucherhütte, fütterte mein Feuer und hörte alles mit. Es war grausig und ich hätte es lieber nicht mitbekommen. Nicht, dass ich was gegen weinende Männer habe. Aber Zoran war der Jüngste der Familie und stets ein Lausbub gewesen. Sogar Zlatko, dieser schweigsame Riese, lachte über die Streiche seines Sohnes. Er ließ ihm Sachen durchgehen, die von der strengen Mara mit Kochlöffelhieben bestraft worden wären. Und nun, Jahrzehnte später, flehte dieser ewige Alberne seine Eltern an, ihren Enkel im Familiengrab zur letzten Ruhe betten zu dürfen. 

Er brauchte ihre Erlaubnis. Denn sie waren nicht nur seine Eltern. Sie waren auch seine Arbeitgeber, bei denen er mit seiner Frau wohnte. Ihnen gehörte nicht nur sein Zuhause, sondern auch die letzte Ruhe seiner Familie. Ihnen zu widersprechen, hätte ihn all das kosten können. 

“Es ist mein Kind!”, hörte ich ihn schluchzen. Seine Stimme war brüchig. Als kleiner Junge hatte er nur geweint, wenn er hingefallen war. Jetzt weinte er um mehr als ein aufgeschlagenes Knie.

“Woher willst du das wissen?”, hörte ich Mara keifen. “Dieses Flittchen hat sich wahrscheinlich sonst wo herumgetrieben. Das kann jedermanns Kind gewesen sein! Wer weiß, was für Krankheiten sie sich dabei eingefangen hat. Kein Wunder, dass sie es nicht behalten konnte!” Ich fragte mich, ob der Hass in ihrer Stimme Löcher in den Scheunenboden fraß. Ob die Lügen über die fröhliche Suza, die immer nur Augen für Zoran gehabt hatte, ihre Seele vergifteten.  

“Mara”, hörte ich Zlatko sagen. Zwischen der Abscheu seiner Frau und der Verzweiflung seines Sohnes war seine Stimme die Ruhe selbst.

Zoran schluchzte auf. 

“Es ist unser Blut”, schluchzte der Junge noch einmal auf. “Bitte lasst es bei uns liegen!”

“So Gott will, werden die Kinder dieses Flittchens niemals ihren Platz bei uns finden!”, fauchte Mara. “Wenn du auch nur einen Funken Verstand hättest, würdest du sie jetzt verlassen und dir ein anständiges Mädchen suchen.” 

Zoran schluchzte ein letztes Mal auf. Ich sah ihn über den selben Hof gehen, über den seine Frau so oft gelaufen und einmal schrecklich gefallen war. In der Scheune waren jetzt nur noch seine Eltern und der Fluch seiner Mutter. 

Spät in der Nacht, Stunden später, als ich wieder meine Flamme nährte, sah ich Zoran wegfahren. Und ich sah ihn nie wieder zurückkommen. Später erfuhr ich, dass Suza und er zum Bäcker im Ort gezogen waren. 

In der dritten Nacht, in der ich frierend meine Würste verfluchte, während ich von Kälte zerstochen die Flammen des Feuers fütterte, sah ich Zlatko aus seinem Haus treten. Er stand mit dem Rücken zum Haus, und obwohl er seinen riesigen Wintermantel trug, sah ich seinen massigen Körper zittern. Der Mond warf tiefschwarze Schatten über sein Gesicht. 

Knarrend öffnete sich die Tür hinter ihm, und seine Frau trat neben ihn. 

“Was machst du hier draußen?”, krächzte Mara. Der Schlaf hing noch in ihrer Stimme.

“Ich habe schlecht geträumt”, antwortete Zlatko, seine Stimme so klar, als hätte er den Schlaf noch nicht berührt. Dabei war es weit nach Mitternacht.

Während die beiden einander anschwiegen, nagte die Kälte an meinem Rücken, als wollte sie mich drängen, wieder reinzugehen. Aber ich wollte nicht, dass die beiden mich sahen. Zu intim war dieser Moment.

Sie nahmen mir die Entscheidung ab. 

“Ich habe von dem Kind geträumt”, erklärte Zlatko.  

“Ach”, sagte Mara, jegliche Müdigkeit vom Spott vertrieben “Ich wusste nicht, dass du so ein Sensibelchen bist.”

“Mara, wir sollten es beerdigen”, sagte ihr Mann. 

“Den Teufel werden wir tun”, antwortete Mara und lachte dabei. Es war ein boshaftes Lachen, von dem eine Kälte ausging, die keine Wärme verscheuchen konnte.

“Es ruft mich”, antwortete ihr Mann. Das brachte Mara zum Verstummen. “Es will, dass ich es beerdige.”

Schweigen.

“Wenn du es beerdigen willst, musst du wohl zur Mülldeponie fahren”, sagte Mara. Der Spott war verschwunden, doch die Verachtung in ihrer Stimme war noch schlimmer. “Dahin bringen sie nämlich den medizinischen Abfall.” Kaum hatte sie das letzte Wort ausgesprochen, ging Mara zurück ins Haus. Sie zog die Tür hinter sich so schnell zu, dass das Quietschen wie ein Schrei klang. 

So verging die dritte Nacht mit meinen Würsten und mir. Das ist nämlich das Geheimnis einer guten Räucherwurst: Statt eines großen Feuers machst du ein kleines, lässt es zur Glut werden und hältst diese Glut am Leben. Drei Tage und drei Nächte lang. Die Kälte wird dich in den Wahnsinn treiben, du wirst die Wurst und alle Traditionen verfluchen. Aber am Ende wird es gut sein. Diese Wurst damals war jedenfalls gut, trotz aller Katastrophen um sie herum. 

Deine Großmutter glaubt bis heute, dass Mara ihre eigene Familie verflucht hat. Ich glaube es nicht. Ich weiß es. Ich habe es gehört und ich habe die Folgen gesehen.

Das Ding mit den Flüchen ist nämlich, dass sie wirken. Ich weiß, das erzählen sie dir in Deutschland nicht. Dort tun sie es als Aberglaube ab. Dabei ist es die Wahrheit. Flüche wirken in alle Richtungen - und sie treffen auch diejenigen, die sie aussprechen. Das Schlimmste ist: Sie stoppen nicht beim Fluchenden, sie fallen über den ganzen Stammbaum her.

Mara ist dafür das beste Beispiel. Sie hat Recht behalten: Keines von Suzas und Zorans Kindern ist jemals in dem Familiengrab beerdigt worden. 

Aber gleichzeitig hat auch sonst niemand mehr dort seine Ruhe gefunden - obwohl seitdem einige gestorben sind. 

Da wären Zorans Brüder. Alle drei sind zum Krieg eingezogen worden. Keiner von ihnen ist jemals zurückgekehrt. Zlatko war zu alt, um zu kämpfen. Aber er wollte seinen Hof nicht verlassen, selbst als die Front immer näher kam. Wir waren schon längst geflohen, als er Mara zu Verwandten im Norden wegschickte. Er selbst wollte bleiben. 

“Was sollen sie einem Greis wie mir schon tun?”, soll er Mara beruhigt haben.

Die Antwort war so simpel wie schrecklich: Die Soldaten haben ihn getötet. Wie genau, wissen wir nicht. Man hat seine Leiche niemals gefunden. Es gingen Gerüchte rum, dass er an mehreren Orten verteilt liegt: Die Monster sollen ihn zerstückelt haben, bevor sie den Hof niederbrannten. 

Mara selbst blieb im Norden. Wohin sollte sie auch zurückkehren? Der Hof zerstört, ihr Mann verstorben, ihre Söhne verschwunden, drei aus dem Leben, einer aus ihrem. 

Sie wohnte fortan in einem kleinen Apartment. Einmal, als wir auf dem Weg zu euch waren, haben wir sie besucht. Sie war immer noch dasselbe Biest, das sie immer gewesen war. Nur, dass sie jetzt nicht mehr von ihrem hohen Ross der Großgrundbesitzerin auf uns heruntersehen konnte. Stattdessen arbeitete sie als Putzfrau. 

Und dann erwischte ihr Fluch auch sie. Sogar das Fernsehen berichtete darüber. Sie zeigten Videoaufnahmen von der Tankstelle, an der sie erratisch Autofahrer ansprach.

Ein Polizeisprecher beschrieb ihr Aussehen im Fernsehen. Er nannte ihren Namen, bat um Hinweise.

“Achtung, diese Frau versucht, eine Mitfahrgelegenheit zu finden”, sagte er, als würde er eine Verkehrsmeldung vorlesen. Es waren seine nächsten Worte, die mir klar machten, dass ihr Fluch auch sie getroffen hatte: “Die Frau ist stark verwirrt. Als Heimatadresse nennt sie ein Dorf Hunderte Kilometer entfernt. Sie spricht auch von einem Baby, das nach ihr rufe. Doch keiner der Zeugen hat ein Kind gesehen oder gehört.”

Es sollen wohl Hinweise eingegangen sein. Doch keiner davon führte zu Mara. Man hat sie bis heute nicht gefunden. 

Es gab Theorien, dass sie umgebracht worden sei. Blödsinn, wenn du mich fragst. “Der einzige Mensch, der Grund hätte, sie umzubringen, ist Hunderte Kilometer weit weg”, meinte deine Großmutter damals. 

Keinen Monat nachdem sie den Hof seiner Eltern verlassen hatten, sind Zoran und Suza nach Deutschland gegangen. Ich habe oft an sie gedacht und sie vor ein paar Jahren im Internet gesucht. Auf einem Foto sind sie von ihren Kindern umgeben: vier Jungen und ein Mädchen. Neulich habe ich erfahren, dass ihr erster Enkel auf die Welt gekommen ist.

Auf einem Bild hält Suza das Baby im Arm. Nach all den Jahren und Schicksalsschlägen sieht sie immer noch sanft und fröhlich aus. Vielleicht liegt es in ihrer süßen Natur. Vielleicht an ihrem Enkel. Die schaffen das manchmal: Das Herz ihrer Großeltern zu erweichen. Aber wahrscheinlich nur, wenn es nicht ohnehin schon hart vor Hass ist. 

Jedenfalls wollte ich dir das erzählen und dich warnen: Verfluche niemanden. Und wenn du doch glaubst, es tun zu müssen: Verfluche nie andere Menschen. Fluche auf die Wurst. Sie verträgt es und wird trotzdem gut.